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Langjähriger Leiter der Internationalen Kurzfilmtage verlässt Oberhausen

Der langjährige Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, Lars Henrik Gass, verlässt das renommierte Filmfestival. Gass wird ab Februar 2025 als Gründungsdirektor das neue Haus für Film und Medien (HFM) in Stuttgart aufbauen. Der 59-jährige Autor, Filmkurator und Kulturmanager gilt als wichtiger Theoretiker des zeitgenössischen Kinos und kritische Stimme im Kulturbetrieb. Er wurde 1997 zum Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen berufen.

28.08.2024
Foto: Lars Henrik Gass (Foto: Kurzfilmtage/Daniel Gasenzer)

„Wir bedauern den Weggang von Lars Henrik Gass sehr. Er hat das traditionsreiche Filmfestival durch die kluge Einbeziehung von Kunst- und Medienströmungen als weltweit anerkanntes Markenzeichen unserer Stadt stetig weiterentwickelt. Mit ihm geht eine stilbildende Ära des Filmfestivals zu Ende, in der die Kurzfilmtage aus der Stadthalle wieder in die Innenstadt gezogen sind und durch eine Öffnung gegenüber Kunstwelt, Popkultur und digitalen Entwicklungen ein neues Publikum erschlossen haben. Für seine neue Aufgabe wünschen wir Lars Henrik Gass viel Erfolg“, erklärt Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz.

Der Aufruf gegen jeden Antisemitismus, den Gass kurz nach dem Hamas-Terrorakt vom 7. Oktober 2023 in Israel als einer der wenigen prominenten Vertreter der deutschen Kulturszene veröffentlicht und vertreten hat, „entspricht der Haltung unserer Stadt, die wir seit dem Überfall der Hamas auf Israel immer wieder gezeigt haben“, betont der Oberbürgermeister: „In seiner klaren Stellungnahme haben wir ihn bestärkt.“

Kulturdezernent Tsalastras: Zukunftsfähigkeit der Kurzfilmtage sichern

Dem Dank für Gass‘ erfolgreiche Arbeit in Oberhausen schließt sich der 1. Beigeordnete und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras an: „In seine Zeit fiel zum Beispiel die Entdeckung von herausragenden Filmemacherinnen und Filmemachern wie Andrea Arnold, Christoph Hochhäusler oder Mike Mills. Mit dem 71. Festival im Mai 2025 beginnt eine neue Ära für die Internationalen Kurzfilmtage“, sagt Tsalastras: „Derzeit erarbeiten wir ein Konzept für die Nachfolge der Geschäftsführung und der künstlerischen Leitung des Festivals, die Lars Henrik Gass bis zu seinem Ausscheiden Anfang kommenden Jahres innehat“, sagt Tsalastras. „Wir wollen intensiv an der Weiterentwicklung des Festivals arbeiten und die Zukunftsfähigkeit auch weiterhin sichern.“

„Nach 27 Jahren in der Leitungsfunktion der Kurzfilmtage verlasse ich Oberhausen mit herzlichem Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Publikum und die Vertreter der Stadt für das mir entgegengebrachte Vertrauen“, erklärt Gass. Als Gründungsdirektor könne er inhaltlich, konzeptionell und organisatorisch gemeinsam mit einem Planungsstab das Fundament des Hauses für Film und Medien Stuttgart (HFM) gestalten, das in seiner Konzeption bundesweit einzigartig ist. Die „zukunftsweisende Einrichtung ist als analoger und digitaler Ort für das Bewegtbild in all seinen Formen von der Vergangenheit bis zur Zukunft konzipiert“, sagt Gass. Neben dem Film sollen hier ab 2029 auf rund 4.500 Quadratmetern sämtliche Formate des Bewegtbilds von Animation über Games und Software bis zu Virtual und Augmented Reality ein Zuhause finden.

Lars Henrik Gass, 1965 in Kaiserslautern geboren, publizierte Texte und Bücher unter anderem zu Theorie und Zukunft von Filmfestivals und Kino sowie zur Kultur- und Filmförderung. Nach Studium und Promotion an der Freien Universität Berlin übernahm er Anfang 1996 zunächst die Geschäftsführung des Europäischen Dokumentarfilm Instituts in Mülheim an der Ruhr und ging im Oktober 1997 als Festivalleiter nach Oberhausen.

Die 1954 gegründeten Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen waren mit dem Motto „Weg zum Nachbarn“ Treffpunkt mit Filmschaffenden aus dem damaligen Ostblock, wurden mit dem Oberhausener Manifest 1962 zur Keimzelle des Neuen Deutschen Films und sind eng mit heute prominenten Regisseuren wie Alexander Kluge, Werner Herzog, Roman Polanski, Christoph Schlingensief oder Wim Wenders verbunden. Bei den 70. Kurzfilmtagen im Mai dieses Jahres wurden 450 Filme präsentiert und 750 Akkreditierungen aus 50 Ländern verzeichnet. Die Gesamtzahl der gezählten Eintritte lag bei rund 16.000.

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Oberbürgermeister empfängt Leitungen der Internationalen Kurzfilmtage

Noch bis zum Montag, 6. Mai 2024, laufen die 70. Internationalen Kurzfilmtage. Aus Anlass des Jubiläumsfestivals hat Oberbürgermeister Daniel Schranz zwei der ehemaligen Leitungen und den aktuellen Leiter der Festivals im Rathaus empfangen. Die ehemalige Leiterin Angela Haardt, der ehemalige Leiter Wolfgang J. Ruf und der aktuelle Leiter Dr. Lars Henrik Gass trugen sich in das Goldene Buch der Stadt ein.

02.05.2024
Ins Goldene Buch der Stadt Oberhausen haben sich am Mittwoch Angela Haardt, Wolfgang J. Ruf (l.) und Dr. Lars Henrik Gass (Mitte) eingetragen: Oberbürgermeister Daniel Schranz empfing die ehemaligen Leitungen und den aktuellen Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen aus Anlass des Jubiläums des 1954 gegründeten Festivals. Die 70. Kurzfilmtage laufen noch bis 6. Mai. (Foto: Stadt Oberhausen /Tom Thöne)

„Die Internationalen Kurzfilmtage sind ein Aushängeschild für die Oberhausener Kulturlandschaft und setzen sowohl national als auch international film- und kulturpolitische Akzente“, betonte Oberbürgermeister Schranz anlässlich des Empfangs im Rathaus. „Das Festival ist seit 70 Jahren ein Ort des freien Denkens und der Diskussion, es steht für Dialog und Offenheit: Dafür, dass sie mit ihren Teams diesen Geist der Oberhausener Kurzfilmtage gelebt und gepflegt haben, danke ich allen ehemaligen Leiterinnen und Leitern genauso wie dem aktuellen Leiter im Namen der Stadt Oberhausen, aber auch ganz persönlich. Denn solche Orte eines überlegten und respektvollen persönlichen Austauschs brauchen wir in Zeiten, in denen es immer weniger davon gibt.“

Wolfgang J. Ruf war von 1975 bis 1985 Leiter der damaligen Westdeutschen Kurzfilmtage. Er war später als Chefredakteur der Zeitschrift „Die Deutsche Bühne“ und Pressereferent des Deutschen Bühnenvereins tätig, außerdem als Chefdramaturg im Badischen Staatstheater Karlsruhe. Ruf ist Autor, Publizist und Dozent. Sein Themenspektrum umfasst Kulturpolitik, Theater, Film, Medien, Literatur, Geschichte, Politik und Zeitgeschichte.

Angela Haardt war von 1990 bis 1997 Leiterin der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Sie gehörte zuvor zu den Gründungsmitgliedern der Münchener Gruppe „IFF – Internationales Forum der Filmavantgarde“ und war u.a. Fachbereichsleiterin Kulturelle Bildung der VHS Duisburg und Leiterin der von ihr mitgegründeten Duisburger Filmwoche. Nach ihrer Zeit als Leiterin der Kurzfilmtage war Haardt vor allem als freiberufliche Kuratorin für Film- und Medienkunst und Organisatorin von Konferenzen tätig und lehrte unter anderem an den Kunsthochschulen Berlin und Hamburg.

Dr. Lars Henrik Gass ist seit 1997 Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Er war zuvor u.a. Geschäftsführer des Europäischen Dokumentarfilm Instituts, Gründer und Redakteur der Buchreihe „Texte zum Dokumentarfilm“ und Mitarbeiter der Zeitschrift „DOX – Documentary Film Quarterly“. Gass hat mehrere Bücher und zahlreiche Kritiken, Essays und Vorträge zu Fotografie, Film und kulturpolitischen Themen veröffentlicht. Er war u.a. Mitglied der Jury des Deutschen Kurzfilmpreises, der Berlinale Shorts Jury, des Künstlerischen Beirats der Emscherkunst sowie des Vorstands im Bundesverband kommunale Filmarbeit.

Kunst & Kultur

Kurzfilmtage Special am 2. November 2022

Nach einem erfolgreichen Festival im vergangenen Mai kehren die Kurzfilmtage mit einem Special zwischen den Festivals in die Lichtburg Oberhausen zurück. Am 2. November zeigt das Festival drei Programme: Um 11 Uhr findet die Schulvorstellung statt und ab 18 Uhr präsentieren die Kurzfilmtage „Made in NRW“ und danach die Highlights der Kurzfilmtage 2022. Zum Abschluss des Abends wird in der Bar im Unterhaus gefeiert.

26.10.2022

In diesem Jahr veranstalten die Kurzfilmtage zum zweiten Mal ein Special zwischen den Festivals, um die Wartezeit zu verkürzen und Zuschauern zu ermöglichen, die Filme des vergangenen Festivals noch einmal oder zum ersten Mal zu sehen. Am 2. November gibt es drei Programme in der Lichtburg zu sehen. Auf dem Programm stehen eine Auswahl von Filmen unter dem Programm „Made in NRW: Gossing Sieckmann“, sowie die Highlights der Kurzfilmtage 2022. Morgens findet eine Vorstellung für Schulklassen statt, die unter dem Namen „Trösten und Trotzen“ Kindern ab 12 Jahren Kurzfilme aus dem vergangenen Programm präsentiert.

 

Made in NRW: Gossing Sieckmann

02.11.2022, 18 Uhr
Lina Sieckmann und Miriam Gossing leben und arbeiten in Köln. Beide sind Absolventinnen der Kunsthochschule für Medien in Köln, ihre Arbeiten wurden international in vielen Ausstellungen und auf Filmfestivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet. Im Rahmen ihres Studiums lernten die beiden mit einer 16-mm-Kamera zu filmen. Das Ergebnis ist der Film „Sonntag, Büscherhöfchen 2“, der 2014 bei den Kurzfilmtagen gezeigt wurde und gleichsam den Auftakt einer ganzen Reihe von gemeinsam realisierten Arbeiten bildet. Ihre Arbeiten sind gekennzeichnet durch ruhige Aufnahmen, die Innenräume und ihre Umgebung zeigen und dabei bewusst die Grenze zwischen Realität und Fiktion verwischen. Das Programm zeigt eine Auswahl der filmischen Arbeiten von Gossing und Sieckmann, die im Rahmen der Kurzfilmtage gezeigt wurden. Die Filmemacherinnen sind anwesend.

 

Highlights der Wettbewerbe 2022

02.11.2022, 20 Uhr
Das Programm zeigt eine Auswahl von Highlights aus den Wettbewerben des diesjährigen Festivals. In „Muss ja nicht sein, dass es heute ist“ sitzen vier Freunde zusammen und suchen nach den richtigen Worten für eine SMS, die nie abgeschickt werden soll. Während in „Cruiser“ eine Oberhausener Subkultur beleuchtet wird, die Insignien der Motorradszene auf das Fahrradfahren überträgt, versucht sich die Hauptdarstellerin in „Theorie und Praxis“ aufzuraffen und endlich mit allem anzufangen, doch ihr Sessel lässt sie nicht los. Der portugiesische Spielfilm „Boa Noite“ zeigt eine Beziehung zwischen Großmutter und Enkel und wie sie sich gegenseitig vor ihren Ängsten schützen. In dem Musikvideo „Feel Like Change“ begleiten wir eine Familie beim Versuch, mithilfe von Ritualen und Tänzen aus ihren Zwängen auszubrechen und sich dabei neu zusammen zu finden. Wortlos findet auch die Kommunikation in Corina Andrians surrealistischem Tanzfilm „Dancen“ statt.
Präsentiert von Mitgliedern des Kurzfilmtage-Teams.

 

Kinderkino: Trösten und Trotzen (ab 12 Jahre)

02.11.2022, 11 Uhr
Mit Fantasie und der nötigen Portion Mut versuchen die jungen Menschen in diesem Programm, ihren wachsenden Körpern und Bedürfnissen, den damit einhergehenden Veränderungen und den Reaktionen ihrer Umwelt zu begegnen. Ein Programm voller Trotz und Trost – für alle ab 12 Jahren, für die Aufgeben und Sich-Fügen keine Optionen sind.

Informationen
www.kurzfilmtage.de

Ort
Lichtburg Filmpalast Oberhausen
Elsässer Str. 26, 46045 Oberhausen
www.lichtburg-ob.de

Eintrittspreise
Einzelticket 5,00€
Tagespass* 8,00€

Buchung über www.lichtburg-ob.de
Tel. Reservierung: +49(0)208 824290
*Der Tagespass beinhaltet ein Freigetränk im Unterhaus

Schulvorstellungen
Einzelticket 1,00 / Schüler*in Begleitperson frei
Buchung und Info über Cathrin Ernst
ernst@kurzfilmtage.de / +49(0)15753739878
www.kurzfilmtage.de

Bar im Unterhaus
Im Anschluss an die Vorstellung um 20 Uhr
Bar im Unterhaus
Friedrich-Karl-Straße 4
46045 Oberhausen

Freier Eintritt für Gäste der Oberhausener Tafel