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Neue Bestattungsformen: Obstbaumbestattung auf dem Westfriedhof

Wie können und möchten Menschen in Oberhausen bestattet werden – oder ihre Angehörigen bestatten? Die Bedürfnisse haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt, und dieser Entwicklung tragen die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) Rechnung, die in Oberhausen für die fünf kommunalen Friedhöfe zuständig sind. In seiner Sitzung am 18. November 2024 hat der Rat der Stadt die Friedhofsentwicklungsplanung 2024 beschlossen: Sie sieht neben den bisher üblichen auch für Oberhausen neue Bestattungsformen vor. Über eine davon, die sogenannte Obstbaumbestattung, haben sich Oberbürgermeister Daniel Schranz und der zuständige Beigeordnete Michael Jehn jetzt auf dem Westfriedhof in Lirich informiert.

15.04.2025
Oberbürgermeister Schranz und der Beigeordnete Michael Jehn (3. und 4. v.r.) informierten sich bei SBO-Betriebsleiter Florian Reeh (2. v.l.) und der stellvertretenden Abteilungsleitung der Abteilung Friedhöfe Miguel Elfering (l.) über die Obstbaumbestattung. Mit im Bild Natalie Jentscher und Dieter Reimann von den Servicebetrieben. (Foto: Stadt Oberhausen/Tom Thöne)

Zurzeit werden zwölf Grabarten auf den Oberhausener Friedhöfen angeboten. Als 13. wird bald die Obstbaumbestattung zur Verfügung stehen. Es handelt sich um eine Form der Urnenbestattung: In die Mitte von mehreren in die Erde eingelassenen Urnenerdröhren, die jeweils bis zu vier Urnen aufnehmen können, ist ein Obstbaum gepflanzt.

Wir wollen als Stadt den Wünschen der Menschen nach neuen Bestattungsformen nachkommen“, sagte Oberbürgermeister Schranz beim Besuch der Arbeiten auf dem Westfriedhof: „Viele wünschen sich naturnähere, nachhaltigere und auch pflegeleichtere Möglichkeiten, ihre letzte Ruhe zu finden oder ihre Angehörigen zu bestatten. Diese Bedürfnisse wollen wir mit dem neuen Angebot abdecken – und gleichzeitig unsere Friedhöfe als die Rückzugsgebiete und Ruheoasen, die sie für viele Oberhausenerinnen und Oberhausener sind, auch weiterentwickeln.“

Im Gegensatz zu der bekannten Baumbestattung werden für die Obstbaumbestattung neue Jungbäume gepflanzt“, ergänzt der Beigeordnete Michael Jehn, der unter anderem für die SBO zuständig ist, und führt weiter aus: „Dadurch wird der Friedhof eben auch aufgeforstet. Neben den neuen Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger ist die Biodiversität ein Fokus unseres Friedhofsentwicklungsplans.“

Neue Bestattungsformen werden zudem auch im „Garten der Erinnerung“ auf dem Westfriedhof entstehen. Diese noch nicht sehr verbreitete Grabform zeichnet sich durch ihre gartenähnliche Gestaltung aus. Wann der Garten der Erinnerung auf dem Friedhof in Lirich nutzbar sein wird, steht noch nicht fest. Die ersten Felder für die Obstbaumbestattung werden gerade angelegt und stehen ab sofort zur Verfügung. In den kommenden Monaten wird diese Bestattungsform auch auf dem Nord- und dem Alstadener Friedhof angeboten.

 

Fragen und Antworten zur Obstbaumbestattung auf dem Westfriedhof:

–       Wie verläuft der Bestattungsprozess unter einem Obstbaum?

Der Bestattungsprozess verläuft wie bei einer klassischen Urnenbeisetzung – mit dem Unterschied, dass die Urne nicht direkt in die Erde, sondern zum Schutz des Baumes eben in einer der Urnenerdröhren beigesetzt wird. So muss für eine Beisetzung keine Erde ausgehoben werden.

–       Wie sind die Grabstellen gekennzeichnet – anonym oder mit Namensschild?

Jede Urnenerdröhre besitzt ein eigenes Denkmal in Form einer Grabplatte. Auf dieses Denkmal können bis zu vier Inschriften graviert werden – entsprechend den bis zu vier möglichen Beisetzungen.

–       Gibt es spezielle Zeremonieformen, die für diese Bestattungsart empfohlen werden?

Für die Obstbaumbestattung gibt es keine speziellen Zeremonieformen, die Bestattungsart ist grundsätzlich für jede Art der Urnenbestattung nutzbar, ob religiös oder konfessionslos.

–       Welche Baumarten werden für Obstbaumbestattungen verwendet?

Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche und die Mirabelle sind als Baumsorten für die Obstbaumbestattung vorgesehen.

–       Wie wird die Auswahl des Baumes getroffen?

Die Auswahl der Obstbäume wird anhand der vor Ort ermittelten Standortbedingungen getroffen, um eine bestmöglichste Vegetation des Obstbaumes garantieren zu können.

–       Aus wie vielen Urnengräbern/-Röhren besteht eine Anlage?

Eine Anlage kann mit unterschiedlich vielen Erdurnenröhren belegt werden. Für die ersten Anlagen sind zwölf Röhren geplant. Jede Urnenerdröhre bietet Platz für maximal vier Urnenbeisetzungen.

–       Wie nachhaltig ist diese Bestattungsform und welche ökologischen Vorteile bietet sie?

Durch die vielfältigen Funktionen der Permakultur, also dem Konzept, mit kultivierten Flächen Naturkreisläufe nachzuahmen, tragen die Obstbäume, aber auch die dazu gepflanzten Stauden zu einem stabilen Ökosystem bei. Sie verbinden Nutzwert mit Naturschutz und machen den Friedhof zu einem Ort, der nicht nur Menschen, sondern auch der Natur dient. Durch das Einlassen der Urnenröhren in die Erde kann die Grabstätte über Jahrzehnte hinweg genutzt und wiederbelegt werden, ohne den Wurzeln des Baumes zu schaden; deshalb gilt sie als nachhaltige Bestattungsform.

–       Wie wird die Grabpflege gestaltet, und wer ist dafür verantwortlich?

Mit dem neuen Friedhofsentwicklungsplan wurde die Biodiversität innerhalb der Friedhöfe in den Fokus genommen. Den Fachleuten bei den Servicebetrieben Oberhausen war es besonders wichtig, diesen Vorsatz auch auf die neuen Bestattungsmöglichkeiten zu übertragen. Somit findet sich im Zentrum der Grabstätte ein Obstbaum wieder, der wiederum mit insektenfreundlichen Stauden umgeben wird. Die fachmännische Grab- und Obstbaumpflege wird regelmäßig für die Dauer der Ruhezeit und des Nutzungsrechtes von den Servicebetrieben Oberhausen sichergestellt.

–       Was passiert, wenn ein Baum erkrankt oder absterben sollte?

Sollte ein Obstbaum so krank werden, dass er nicht mehr zu retten ist, wird er ersetzt. Weil die Urnen in Urnenerdröhren beigesetzt sind, kann der Baum unkompliziert ausgetauscht werden.

–       Wie lange ist die Ruhezeit für eine Obstbaumbestattung?

Die Ruhezeit orientiert sich an den allgemein gültigen Ruhezeiten für Urnen auf den städtischen Friedhöfen Oberhausens, dies entspricht einer Ruhezeit von 20 Jahren.

–       Auf welchen Friedhöfen sind Obstbaumbestattungen möglich?

Aktuell wird die Obstbaumbestattung nur auf dem Westfriedhof in Oberhausen-Lirich angeboten. Die Erweiterung des Angebots wird innerhalb der nächsten Monate auch auf den Nordfriedhof und den Alstadener Friedhof erweitert.

–       Welche Kosten sind mit einer Obstbaumbestattung verbunden?

Die Kosten für eine Obstbaumbestattung sind in der städtischen Gebührenordnung festgelegt. Diese betragen aktuell 3347 Euro und beinhalten den Erwerb der Grabstätte für 20 Jahre, die Grabbereitung sowie die städtische Pflege für 20 Jahre und die Beschriftung des Grabsteins. Weitere Kosten fallen nicht an.

–       Welche gesetzlichen Regelungen gelten für diese Bestattungsform?

Für die Bestattungsform der Obstbaumbestattung gibt es keine gesonderte gesetzliche Regelung. Hier gilt wie für alle Bestattungsformen das Bestattungsgesetz NRW.

Weitere Informationen erhalten Interessierte bei den Servicebetrieben Oberhausen direkt bei der Friedhofsverwaltung vor Ort am Liricher Westfriedhof sowie telefonisch unter der 0208 594-7160, -7161.