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Transformation bewältigen: Andrea Nahles bei Oberhausener Arbeitsmarktkonferenz
Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischer Wandel: Nur drei der Faktoren, die unter dem Schlagwort „Transformation“ den Arbeitsmarkt herausfordern. Unter dem Titel „Vom Strukturwandel in die Transformation“ begrüßte Oberbürgermeister Daniel Schranz am Mittwoch, 3. Juli 2024, die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, zur Oberhausener Arbeitsmarktkonferenz 2024 im Institut Fraunhofer UMSICHT.
Oberbürgermeister Schranz: Oberhausen erprobt bei großen Umbrüchen
Oberhausen sei geprüft in der Bewältigung großer Veränderungen, erinnerte Oberbürgermeister Daniel Schranz in seiner Begrüßung der mehr als 100 Gäste. Der Veranstaltungsort, das Institut auf dem ehemaligen Versuchs- und Prüfgelände des Elektrostahlwerks, und die umliegenden Areale seien Zeugen der gewaltigen Umbrüche, die Oberhausen gemeistert habe – der Verlust von 57.000 Arbeitsplätzen und von rund 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern von Mitte der 1960er Jahre bis 1990. „Der Strukturwandel hat an dieser Stelle außerordentlich gut funktioniert“, sagte Schranz mit Blick auf die Neue Mitte: „Es ist gelungen, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Oberhausen auf ein 40-Jahres-Hoch zu heben – unter anderem durch die Entwicklung der gewaltigen Industriebrache von rund 400 Hektar zum führenden Urban-Entertainment-Standort und zur Heimat zahlreicher erfolgreicher Mittelständler.“ Oberhausen habe die Herausforderungen des Strukturwandels angenommen und in weiten Teilen gemeistert, müsse aber weiter der noch zu hohen Arbeitslosigkeit entgegenwirken.
Qualifizierung als Schlüssel erfolgreicher Transformation
Die heutige Transformation unterscheide sich grundlegend vom zurückliegenden Strukturwandel, betonte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, in ihrer Keynote-Ansprache. Der Fokus der Bundesagentur für Arbeit verschiebe sich entsprechend: Neben Arbeitsuchenden werden auch die Beschäftigten, bei denen Qualifizierungsbedarf vorhanden ist, stärker in den Blick genommen. „Gemeinsam mit allen Arbeitsmarktpartnern sind wir auf dem richtigen Weg, aber da geht noch mehr“, erklärte Nahles auf die Rückfrage von Moderatorin Katja Scherer.
Im Gespräch mit der freien Journalistin ging Nahles auch auf aktuelle Debatten ein: Die Integration der Geflüchteten aus der Ukraine auf den Arbeitsmarkt gelinge besser, als die öffentliche Debatte unterstelle. „Das braucht Zeit“, so Nahles. Mit Blick auf die Diskussion über Sanktionen sagte sie, diese seien auch im neuen Bürgergeld notwendig.
Erfolgreiche Projekte: Von Exo-Skeletten bis Berufsorientierung
Wie die Transformation in Oberhausen und der Region bereits heute gestaltet wird, zeigten die Referentinnen und Referenten des zweiten Konferenzteils. Anhand einer Beispielperson zeigte Nina Bergjürgen von der Kommunalen Koordinierungsstelle Übergang Schule – Beruf die Orientierungshilfe des „Bildungswegenavigators Oberhausen“. Dieses Online-Tool – Oberhausen ist eine der ersten Anwender-Kommunen – bringt Durchblick in die verschiedenen Ausbildungsoptionen.
Wie sich der Standort verändert und wie die OWT Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung GmbH dabei die Unternehmen unterstützt, erläuterte Chef-Wirtschaftsförderer Dr. Andreas Henseler, bevor Vertreterinnen und Vertreter der STOAG und der BA eindrücklich zeigten, wie die kurzfristige Qualifizierung von 31 Interessenten zu Busfahrerinnen und Busfahrern funktioniert hat. Mit der Demonstration von Exo-Skeletten hatte das Mittelstand-Digital-Zentrum-Handwerk zum Abschluss der Konferenz noch ein Highlight zum Selbsttest für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitgebracht.
Hintergrund
Die Arbeitsmarktkonferenz fand nach 2017 und 2023 zum dritten Mal auf Einladung der Stadt Oberhausen statt. Sie soll als Plattform die Vernetzung der Arbeitsmarktakteure stärken.