Die neue Ausstellung nimmt ihre Besucher bis zum 30. Dezember mit in die kaum bekannten Tiefen der Weltmeere. Anhand von zum Teil noch nie gesehenen großformatigen Fotografien und Filmen zeigt „Planet Ozean“ neben der faszinierenden Schönheit dieses komplexen Ökosystems auch dessen vielfältige Lebensformen. Da tanzt ein Harlekin-Oktopus munter durch die Lagune von Mayotte, da gibt es direkten Blickkontakt mit einem Blauhai, oder ein niedlicher australischer Seelöwe beobachtet den kunstvoll getarnten Großen Fetzenfisch.
Der freundliche Buckelwal Willi, eine 600 Kilogramm schwere Leihgabe des LWL-Museums für Naturkunde Münster, ist quasi das Empfangskomitee und begrüßt die Gäste im Eingangsbereich. Willi ist aber nicht allein in seiner neuen Bleibe: Kiste um Kiste an Mitbewohnern wurden in den vergangenen Wochen in den Gasometer getragen. Von klitzekleinen Muscheln bis zum imposanten Schädel eines 14 Meter langen Finnwals. Dessen Sichtung 1898 in der Ostsee sorgte für großes Aufsehen –glaubten doch damals viele Menschen, es handele sich um ein echtes Meeresungeheuer.
Unter den vielen Exponaten sind auch Haiflossen. Sie stammen aus Mexiko und wurden auf ihrem Weg nach Hongkong am Frankfurter Flughafen beschlagnahmt. Wofür die lange Reise vom amerikanischen Kontinent bis an die Südküste Chinas: Es geht um Geld, auf dem asiatischen Markt werden bis zu 1500 Euro für ein Kilogramm dieser verbotenen Fracht bezahlt.
Die Kuratoren der Ausstellung, Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz sowie die von vielen Gasometer-Ausstellungen bekannten Nils Sparwasser vom Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Gothaer Fotograf Thomas Wolf, wollen mit der Schau nicht nur einen faszinierenden Blick in die Tierwelt der Ozeane bieten, sondern auch zur kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen der menschlichen Nutzung der Weltmeere als Energielieferant, Transportstrecke oder Nahrungsquelle anregen. Gezeigt werden daher auch zum Teil erschütternde Aufnahmen von Überfischung, Korallenbleiche oder Artensterben. Das inhaltliche Fundament hierfür bilden die wissenschaftlichen Expertisen des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund.
160 großformatige Fotos
Rund 160 Fotos im Maßstab von 2,50 Meter mal 1,70 Meter, mehrere Filme und verschiedene Exponate sind in der neuen Ausstellung zu sehen. In verschiedenen Kapiteln im Raum unter der Gasometer-Scheibe befassen sie sich mit den Themen Tiefsee, Zonen des Lichts, Giganten der Meere, Paradiese der Meere, Wälder der Meere, Eisige Meere, Transporte über das Meer, Meeresforschung und Schutz der Meere sowie dem heimischen Wattenmeer.
Dank modernster Technologien ist es heute möglich, die steten Veränderungen der Ozeane detailliert zu erfassen. Diese Datenmengen vermittelt der Gasometer mit dem Projekt „Ocean Twin“: Bei dem vom Environmental Systems Research Institute (kurz Esri) entwickelten Zwilling der Weltmeere handelt es sich um einen interaktiven Globus, der als geografisches Informationsnetzwerk aktuelle Erkenntnisse visualisiert.
Soundreise durch die Meere
Erstmals gibt es in der Mitte des Gasometer-Erdgeschosses im Rahmen einer Ausstellung einen in sich geschlossenen Raum. Hier im „Klang der Tiefe“ ploppt, knistert, kracht und klopft es, wenn tausende kleinster Krustentiere, lebendige Korallenriffe oder ein Schwarm Kabeljau-Fische belauscht werden. Die sinnliche Reise beginnt an der Nordsee und führt durch die Weltmeere bis in die Antarktis. Das Ganze arrangiert von Chris Watson, einem Komponisten und Spezialisten für Naturklangaufnahmen, gemeinsam mit dem Soundartisten Tony Myatt und der Lichtkünstlerin Theresa Baumgartner. Kuratorin Jeanette Schmitz freut sich: „Ein ganz spannendes Experiment, eine Soundreise durch die Meere.“
Mit dem Verhältnis von Mensch und Meer beschäftigen sich die Themen, Fotografien und Exponate auf der zweiten Ausstellungsebene. Hier geht es vorrangig um die Aspekte, wer vom Fischfang lebt, um die Methoden des Fischfangs, aber auch um Probleme des industriellen Fischfangs wie Overfishing. Die Schau beschäftigt sich mit der drohenden Zerstörung dieses Lebensraums, zeigt aber auch Wege aus der Krise auf.
40 Meter hohe Leinwand in Wellenform
Dramaturgischer Höhepunkt der neuen Schau „Planet Ozean“ ist die Inszenierung „Die Welle“ auf der Manege des Gasometers. Eine 40 Meter hohe und 18 Meter breite Leinwand in Wellenform dient als Projektionsfläche für eine animierte Unterwasserwelt. Von den Riesen der Meere bis hin zu kleinen Fischschwärmen – die von den kreativen Köpfen von Ars Electronica Solutions aus dem österreichischen Linz entwickelten faszinierenden Meereswelten und die besondere Projektionstechnik geben den Besuchern das Gefühl, sich unter Wasser zu befinden. Kurator Nils Sparwasser: „Es war ein schwieriges Projekt, im Kino wäre es die weltweit größte Leinwand. Die Welle rollt auf die Zuschauer zu, die Giganten der Meere ziehen in Originalgröße an ihnen vorbei, dann bricht die Welle und reißt den Betrachter mit.“
Realisiert wurde die neue Schau „Planet Ozean“ von der Gasometer Oberhausen GmbH in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Meeresmuseum in Stralsund sowie mit Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie. Als weitere Partner fördern Epson, Esri, die Energieversorgung Oberhausen (evo) sowie der NABU Deutschland die Ausstellung.
Planet Ozean
Öffnungszeiten: Di.-So. sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr (montags geschlossen, außer in den NRW-Schulferien)
Eintrittspreise: Erwachsene 14 Euro, ermäßigt 11 Euro, Familienkarte 33 Euro, kleinere Familienkarte (maximal 2 Kinder) 28 Euro, Schulklassen pro Person 4 Euro; Online-Tickets unter www.gasometer.de
Offene Führungen: sonntags sowie feiertags um 11, 12, 14 und 15 Uhr; Preis 4 Euro pro Person (maximal 22 Personen)